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Das H und Y des positiven Statements

Die Zeiten, in denen die Frage polarisiert hat, ob ein Hund Geschirr oder Halsband tragen sollte, sind vorbei. Der Drops ist gelutscht. Das Geschirr ist fast ausnahmslos die bessere Wahl und daher inzwischen auch zum Statement für einen guten Umgang mit dem Hund geworden.

Allerdings wird jetzt umso leidenschaftlicher die Passform des Geschirrs diskutiert. Jedenfalls kommt es mir so vor. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass ich schon mehrfach als Tierquälerin beschimpft worden bin, weil meine Hunde Norwegergeschirre tragen. Ich nutze sie, weil sie schnell und unkompliziert wie ein Halsband angelegt werden, außerdem gefällt mir der Griff, der typisch ist für diese Geschirrform.

Bei einem schlecht sitzenden Norwegergeschirr liegt der Brustgurt zu nah am Hals, sodass sich der Hund beim Ziehen – dieses Detail wird gleich noch wichtig – ähnlich schaden kann wie mit einem Halsband. Außerdem läuft der Brustgurt über die Schultern des Hundes, was die Bewegung einschränkt. Diese Geschirrform pauschal als „grausam“ zu bezeichnen, halte ich dennoch für komplett übertrieben.

Die ersten Geschirre dürften Zuggeschirre für Schlittenhunde gewesen sein, denn dass ein Halsband nicht geeignet ist, damit ein Hund damit eine Last zieht, ist selbsterklärend. Da aber selbst kurzfristige Belastungen der Halswirbelsäule bereits zu Schäden führen können, tragen immer mehr Hunde heute auch im Alltag ein Geschirr: ein sogenanntes Führgeschirr, oft auch Brustgeschirr genannt. Letztere Bezeichnung finde ich unnütz, denn mir fällt nicht ein, wo sonst ein Hund vernünftigerweise ein Geschirr tragen sollte.

Am beliebtesten ist die sogenannte H-Form, bei der zwei Schlaufen sowohl auf dem Rücken als auch unter der Brust mit einem Steg verbunden sind. Meine Hunde haben unlängst ein sportliches Modell in diesem Schnitt bekommen: Fizz und Gimlet tragen derzeit Zero-DC-Safety-Geschirre von Uwe Radant. Fehlt der Rückensteg spricht man von einem Y-Geschirr. Beide Varianten werden in der Regel mit zwei Schnallen geschlossen. Damit unterscheiden sich H- und Y-Geschirre von den schon erwähnten Norwegergeschirren. Weitere Geschirrformen sind im Prinzip nur Abwandlungen. So ist das bekannte Sattelgeschirr von Julius-K9 letztlich ein spezielles Norwegermodell.

Seitenansicht eines stehenden Hundes mit Geschirr.
Zani trägt ein Geschirr in H-Form, bei der zwei Schlaufen sowohl auf dem Rücken als auch unter der Brust mit einem Steg verbunden sind.

Nun komme ich endlich zum eigentlichen Thema meines Blogbeitrags. Dazu stelle ich jetzt erst mal eine kesse These auf, die da lautet: Seit Geschirr en vogue ist, verzichten zunehmend mehr Hundeleute darauf, die Leinenführigkeit mit ihren Hunden zu trainieren. Wie ich darauf komme? Ich gestehe, ich habe von mir selbst auf andere geschlossen.

Tatsächlich habe ich mich früher an der Leinenführigkeit richtig abgearbeitet. Zog ein neuer Hund bei mir ein, stand die Leinenführigkeit weit oben auf der Liste der Dinge, die das Not- oder Neufell zuerst lernen musste. Ein extrem nützlicher Trick, zugegeben; viel lieber bringe ich Hunden allerdings andere Tricks bei.

Als Gimlet vor gut eineinhalb Jahren einzog, musste ich einige Mühe darauf verwenden, ihr das Anlegen eines Geschirrs überhaupt schmackhaft zu machen, denn sich anfassen zu lassen, stand bei Gimlet nicht auf der Liste der Dinge, die sie mag.

Gimlet lernte bei mir erst einmal belohnungsorientiertes Training kennen; und ich lernte, dass Laufen für das verrückte Buntfell ein wesentlich besserer Verstärker als jedes Leckerli ist. So ließ sich Gimlet dann bald gern ein Geschirr anziehen, allerdings zieht sie bis heute ihrer Optik entsprechend, obwohl sie sich sonst überhaupt nicht wie ein Husky benimmt.

Gimlet war bei ihrem Einzug der dritte Hund, aber da die anderen beiden so gut wie nie angeleint liefen beziehungsweise laufen und wenn, dann ohne zu ziehen, hat mich das Schlittenhundgebaren nie genug gestört, um die Leinenführigkeit wirklich zu trainieren. Mit einem ziehenden Hund an der Leine fällt mir nun aber auf, dass viele Hunde an der Leine ziehen, gefühlt sind es mehr geworden. Und das obwohl sich in Sachen guter Umgang mit dem besten Freund des Menschen ja nun wirklich ganz viel getan hat.

Deshalb denke ich, dass es daran liegt, dass Leinenführigkeit einfach nicht mehr so wichtig ist, seit es nicht mehr so fürchterlich ungesund ist, wenn ein Hund an der Leine zieht. Schließlich trägt er ja ein Geschirr … Was meint ihr: Stimmt meine These?

Übrigens ist es zwar gesünder, wenn ein Hund mit einem gut sitzenden Geschirr an der Leine zerrt als mit einem Halsband. Grundsätzlich ist ständiges Ziehen an der und regelmäßiges Springen in die Leine aber der Gesundheit abträglich, weil der Bewegungsapparat des Hundes trotz Geschirr Schaden nehmen kann und weil derlei Verhalten überdies mit einem zu hohen Erregungslevel einhergeht. Ich gehe das Thema mit Gimlet deshalb jetzt endlich mal an.

[Dieser Beitrag ist ursprünglich in meinem Blog „An der Leine – Hundeleben in Hannover“ erschienen.]

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